Bundeskriminalamt (BKA)

Die detaillierten Ergebnisse von SKiD 2020 finden Sie im Dokument Sicherheit und Kriminalität in Deutschland – SKiD 2020; Bundesweite Kernbefunde des Viktimisierungssurvey (PDF, 10MB).

Da die Durchführung der zweiten Erhebungswelle SKiD 2024 aktuell noch läuft, liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Ergebnisse vor. Sobald diese verfügbar sind, werden die Ergebnisse ebenfalls an dieser Stelle zugänglich sein. Die nachfolgenden Darstellungen beziehen sich auf die in SKiD 2020 gewonnen Erkenntnisse.

Die für die Wohnbevölkerung ab 16 Jahren repräsentative Befragung „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland 2020“ (SKiD 2020) stellt durch ihre hohe Stichprobenausschöpfung und die daraus resultierende breite und solide Datengrundlage einen erfolgreichen Auftakt des gemeinsam von BKA und den Polizeien der Länder verantworteten regelmäßigen Viktimisierungssurveys dar. In SKiD 2020 wurde ein umfassendes Spektrum an Informationen zu den Erfahrungen der in Deutschland lebenden Menschen als Opfer von Straftaten, ihrem Sicherheitsempfinden sowie ihrer Wahrnehmung und Bewertung der Arbeit der Polizei erhoben. Im Folgenden werden ein paar ausgewählte Kernbefunde vorgestellt.

Opfererlebnisse

In den letzten zwölf Monaten vor der Befragung wurden 13,5 % der deutschen Wohnbevölkerung Opfer einer Straftat, die dem Bereich Cyberkriminalität zuzuordnen ist. Insbesondere der Missbrauch persönlicher Daten sowie Waren- und Dienstleistungsbetrug im Internet kommen in diesem Deliktbereich besonders häufig vor. Aber auch außerhalb des Internets sind Betrugsfälle mit einer Prävalenzrate von 12,2 % relativ häufig und damit in etwa gleichem Maße verbreitet wie Diebstahlsdelikte (12,1 %). Im Bereich der Eigentums- und Vermögenskriminalität sind zudem die hohen Fallzahlen bei Beschädigung von Kfz und Fahrraddiebstahl bemerkenswert. Die durch SKiD ermittelten Prävalenzraten bewegen sich insgesamt in einer Größenordnung, die sich auch bereits in früheren Untersuchungen auf Länderebene gezeigt hatte (Landeskriminalamt Niedersachsen 2018, Riesner und Glaubitz 2020). Dass es sich bei den meisten Opfererlebnissen im Bereich der Eigentums- und Vermögensdelikte um verhältnismäßig leichte Straftaten handelt und schwere Delikte wie der Diebstahl von Kraftfahrzeugen hingegen sehr seltene Ereignisse sind, ist ebenfalls ein Befund, der bereits aus früheren Erhebungen bekannt ist (Birkel et al. 2014, Birkel et al. 2019, Riesner und Glaubitz 2020, Landeskriminalamt Niedersachsen 2018).

Ähnliche Tendenzen finden sich auch bei den Gewalt- und Sexualdelikten. Wiederum finden ein Großteil der Viktimisierungen im Internet statt, diesmal in Form von verbaler Gewalt. Die Opfer sind häufig jüngeren Alters und verstärkt von Mehrfachviktimisierungen betroffen. Schwere physische Gewalt- und Sexualdelikte wie etwa sexueller Missbrauch bzw. Vergewaltigung, aber auch schwerere Körperverletzungen treten hingegen sehr selten auf. Sofern es Vergleichsmöglichkeiten gibt, liegt die Höhe der Prävalenzraten auf einem ähnlichen Niveau wie in früheren Erhebungen (Birkel et al. 2014, Birkel et al. 2019, Riesner und Glaubitz 2020, Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen 2020).

Beachtlich sind die Ergebnisse zu Vorurteilskriminalität: Etwa die Hälfte aller Opfer von Körperverletzung sind der Meinung, aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe angegriffen worden zu sein. Die häufigsten Gründe sind hierbei der soziale Status, die Herkunft oder das Geschlecht bzw. die geschlechtliche Identität des Opfers. Männer sind stärker von vorurteilsgeleiteter Körperverletzung betroffen als Frauen – lediglich beim Merkmal Geschlecht bzw. geschlechtliche Identität sind die Opferraten unter Frauen höher. Auch abseits der Vorurteilskriminalität zeigt sich, dass Männer häufiger als Frauen von Körperverletzungen betroffen sind. Frauen werden hingegen häufiger Opfer von Sexualstraftaten wie etwa dem Zeigen von Geschlechtsteilen oder sexueller Belästigung. Auch von Partnerschaftsgewalt sind primär Frauen betroffen. Hinsichtlich des Alters der Opfer zeigt sich, dass jüngere Menschen insgesamt wesentlich häufiger Opfer von Gewalt- und Sexualstraftaten werden als ältere. Die Befunde zum Zusammenhang zwischen dem Viktimisierungsrisiko im Bereich der Gewalt- und Sexualkriminalität und Merkmalen wie dem Geschlecht und Alter bestätigen die empirischen Ergebnisse zurückliegender Studien wie etwa dem Gewaltsurvey des Landes Nordrhein-Westfalen (Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen 2020).

Prävalenzrate der letzten zwölf Monate für alle erhobenen Deliktbereiche (zusammengefasste Einzeldelikte)

Grafik: Die niedrigste Prävalenzrate zeigt sich für Partnerschaftsgewalt (0,5%), die höchste im Bereich der Cyberkriminalität (13,5%).

Literatur

  • Birkel, Christoph; Church, Daniel; Hummelsheim-Doss, Dina; Leitgöb-Guzy, Nathalie; Oberwittler, Dietrich (2019): Der Deutsche Viktimisierungssurvey 2017. Opfererfahrungen, kriminalitätsbezogene Einstellungen sowie die Wahrnehmung von Unsicherheit und Kriminalität in Deutschland. Hg. v. Bundeskriminalamt. Wiesbaden. 
  • Birkel, Christoph; Guzy, Nathalie; Hummelsheim, Dina; Oberwittler, Dietrich; Pritsch, Julian (2014): Der Deutsche Viktimisierungssurvey 2012. Erste Ergebnisse zu Opfererfahrungen, Einstellungen gegenüber der Polizei und Kriminalitätsfurcht. Arbeitsbericht A7 10/2014. Hg. v. Hans-Jörg Albrecht und Ulrich Sieber. Freiburg i. Br. (Schriftenreihe des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht).
  • Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (Hg.) (2020): Sicherheit und Gewalt in Nordrhein-Westfalen. Forschungsbericht. Düsseldorf.
  • Riesner, Lars; Glaubitz, Christoffer (2020): Sicherheit und Kriminalität in Schleswig-Holstein. Kernbefunde des Viktimisierungssurvey 2019. Hg. v. Landeskriminalamt Schleswig-Holstein. Kriminologische Forschungsstelle. Kiel.

Anzeigeverhalten

Das Ausmaß des kriminalstatistischen Dunkelfeldes fällt je nach Deliktbereich sehr unterschiedlich aus. Eine niedrige Anzeigequote — und damit verbunden ein großes kriminalstatistisches Dunkelfeld — zeigt sich insbesondere bei der Internetkriminalität und bei Betrugsdelikten. Noch seltener werden Sexualdelikte angezeigt, wobei innerhalb dieser Deliktgruppe die Anzeigequote zwischen dem Zeigen von Geschlechtsteilen (0,6 %) und sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung (9,5 %) variiert. Die dahinterstehende Tendenz, dass mit zunehmender Deliktschwere die Anzeigebereitschaft steigt, zeigt sich auch bei den übrigen Gewaltdelikten sowie den erfassten Eigentums- und Vermögensdelikten. Wenn die Straftat als nicht schwerwiegend genug angesehen wird oder das Opfer geringe Erfolgsaussichten bezüglich der Aufklärung des Falls sieht, wird schneller von einer Anzeigeerstattung abgesehen. Bei Sexualdelikten führt die Auffassung, die Straftat nicht mit Beweisen belegen zu können, ebenfalls häufig dazu, dass die Viktimisierung nicht der Polizei gemeldet wird. Opfer von Gewaltdelikten entscheiden sich zudem häufig gegen eine Anzeige, weil sie ihre Ruhe haben und das Erlebnis vergessen wollen.

Anzeigequoten der zusammengefassten Deliktgruppen (Eigentums-/Vermögensdelikte und Gewalt-/Sexualdelikte)

Balkendiagramm mit den deliktspezifischen Ausprägungen der Anzeigequoten.

SKiD 2020 Ergebnisbericht, Seite 66

Tatumstände und Folgen von Viktimisierung

Bei den Täterinnen und Tätern handelt es sich deliktübergreifend meistens um Personen, die den Opfern unbekannt sind. Sexualstraftaten werden hingegen häufiger von Personen aus dem näheren Umfeld des Opfers begangen. Zudem sind die Täter bei Gewaltdelikten in der Regel männlich.

Die emotionale bzw. psychische Belastung der Opfer ist bei Gewaltdelikten tendenziell höher als bei Eigentums- und Vermögensdelikten. Aber auch Wohnungseinbruchdelikte sowie bestimmte Fälle von Betrug und Straftaten, die das Kfz betreffen, werden von vielen Opfern als ähnlich belastend empfunden wie Gewaltdelikte.

Dass Opfer von Straftaten im Anschluss professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, kommt deliktübergreifend eher selten vor. Der Hauptgrund ist, dass keine Notwendigkeit dafür gesehen wird. Bei den Gewalt- und Sexualdelikten treten teilweise auch Gründe wie Scham, Schuldgefühle oder Nichtwissen, an wen man sich wenden könne, auf.

Belastung durch die Straftat bei Gewalttaten

Im Durchschnitt sind Körperverletzungsdelikte körperlich, emotionalen / psychisch und finanziell belastender als Verbale Gewalt online oder Sexualdelikte.

Anmerkung: Mittelwert auf einer Skala von 0 "gar nicht belastend" bis 10 "sehr belastend". Fallzahlen beziehen sich auf gültige Angaben.

SKiD Ergebnisbericht, Seite 132

Sicherheitsgefühl und Kriminalitätsfurcht

Obgleich sich das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung Deutschlands auf einem insgesamt sehr hohen Niveau befindet, so gibt es doch Bereiche des Alltags, in denen das Sicherheitsgefühl in beachtlichem Ausmaß beeinträchtigt ist: In der eigenen Wohngegend fühlen sich nachts und ohne Begleitung nur knapp drei Viertel der Bevölkerung sicher, im öffentlichen Personennahverkehr ist es sogar weniger als die Hälfte. Die Angst, im Internet Opfer von Betrug zu werden, ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Während über 40 % der Bevölkerung diesbezüglich ziemlich oder sehr stark beunruhigt sind, schätzt zudem etwa ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands das Risiko hoch ein, selbst Opfer einer solchen Straftat zu werden.

Deliktübergreifend lässt sich beobachten, dass die Beunruhigung, Opfer einer Straftat zu werden, bei Personen im mittleren Erwachsenenalter am stärksten ausgeprägt ist. Zudem sind Personen mit Migrationshintergrund häufiger besorgt, Opfer von Kriminalität zu werden, als Personen ohne Migrationshintergrund. Dies lässt sich insbesondere für die Bevölkerung mit polnischem oder türkischem Migrationshintergrund beobachten, die darüber hinaus auch ihr eigenes Viktimisierungsrisiko bei nahezu allen Delikten höher einschätzen als Personen ohne Migrationshintergrund.

Insgesamt lösen Vorurteilskriminalität und sexuelle Belästigung am wenigsten Beunruhigung aus, wobei sich die Sorge vor sexueller Belästigung zwischen Frauen und Männern erheblich unterscheidet. Frauen schätzen auch die Wahrscheinlichkeit, selbst Opfer sexueller Belästigung zu werden, deutlich höher ein als Männer. Hinsichtlich des Schutz- und Vermeidungsverhaltens konnten für alle erhobenen Maßnahmen signifikante Geschlechtsunterschiede festgestellt werden. Dass Frauen wesentlich häufiger ihr Verhalten anpassen, um sich vor Kriminalität zu schützen, zeigt, dass sie im alltäglichen Leben stärker durch Unsicherheitsgefühle beeinträchtigt sind als Männer. Ein sehr deutlicher Unterschied besteht beispielsweise bei der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs in der Nacht: Während bei Männern knapp ein Viertel auf die nächtliche Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln verzichtet, um sich vor Kriminalität zu schützen, ist es bei Frauen über die Hälfte. Ähnlich ausgeprägt sind die Unterschiede auch beim Meiden bestimmter Straßen, Plätze oder Parks sowie dem Ausweichen vor fremden Personen bei Nacht.

Hinsichtlich sonstiger Schutz- und Vermeidungsverhalten sind insbesondere die Befunde erwähnenswert, dass etwa 3,8 % der Bevölkerung häufig Reizgas und 1,5 % der Bevölkerung häufig ein Messer bei sich trägt. Frauen tragen häufiger als Männer Reizgas mit sich (5,2 % Frauen, 2,2 % Männer), wohingegen Männer eher als Frauen ein Messer mit sich führen (2,3 % Männer, 0,6 % Frauen). Insgesamt ergibt sich damit ein nicht unerheblicher Anteil der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands, der sich im Alltag bewaffnet, um sich vor Kriminalität zu schützen.

Deliktspezifische Kriminalitätsfurcht

Die geringste kriminalitätsspezifische Kriminalitätsfurcht wird hinsichtlich Vorurteilskriminalität (14% ziemlich bzw. sehr stark beunruhigt) berichtet, die stärkste gegenüber Betrug im Internet (42%).

SKiD 2020 Ergebnisbericht, Seite 141

Erfahrungen mit und Meinungen über die Polizei

Die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands bewerten die Polizeiarbeit in diesem Land insgesamt als sehr gut. Gleichwohl offenbaren die Ergebnisse der Befragung Ansatzpunkte, die dabei helfen können, das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei weiter zu steigern und die Akzeptanz ihrer Arbeit zu erhöhen.

Fast 85 % der Bevölkerung stimmen der Aussage zu, dass die Polizei da ist, wenn man sie braucht und dass sie gute Arbeit in der Verbrechensbekämpfung leistet. Mit einem Anteil von 65 % stimmen jedoch etwas weniger Menschen der Aussage zu, dass die Polizei erfolgreich in der Verhinderung von Straftaten ist. Auch wenn mit 85 % ein großer Teil der Bevölkerung der Meinung ist, die Polizei treffe faire und unparteiische Entscheidungen, ist ebenfalls jeder bzw. jede Vierte der Auffassung, die Polizei behandele Arme und Reiche unterschiedlich und sei bei ihrer Arbeit von Vorurteilen gegenüber Menschen z. B. aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion beeinflusst. Bei mehreren Teilaspekten der abgefragten Meinung über die Polizei zeigt sich, dass die positive Bewertung unter manchen Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund etwas weniger ausgeprägt ist als bei Personen ohne Migrationshintergrund. Inwiefern diese Ergebnisse mit einer unterschiedlichen Alters- und Geschlechtsstruktur in den entsprechenden Bevölkerungsgruppen zusammenhängt oder durch spezifische Erfahrungen mit der Polizei erklärt werden können, wird Gegenstand weiterführender Analysen sein.

Sofern Bürgerinnen und Bürger direkten Kontakt mit der Polizei hatten, fällt die Zufriedenheit mit dem Polizeikontakt insgesamt sehr hoch aus. Dabei muss jedoch zwischen den unterschiedlichen Gründen des Kontakts differenziert werden: Eine sehr hohe Zufriedenheit zeigt sich beispielsweise bei der Abwicklung eines Verkehrsunfalls; wenig überraschend fällt die Zufriedenheit geringer aus, wenn jemand von der Polizei angehalten wird oder sich gar aktiv über die Polizei beschwert wurde.

Hinsichtlich der Bewertung der Polizei unabhängig von konkreten Kontakten ist ein Viertel der Bevölkerung der Meinung, Polizistinnen und Polizisten fehle Mitgefühl. Dass jedoch über 90 % der Bürgerinnen und Bürger der Meinung sind, die Polizei sei bürgerfreundlich und das Verhalten der Polizistinnen und Polizisten sei als professionell zu bewerten, ist wiederum ein Zeugnis dafür, dass die positive Grundeinstellung gegenüber der Polizei in Deutschland bei Weitem überwiegt. Das spiegelt sich auch in dem Befund wider, dass der Großteil der Bevölkerung sich in hohem Maße zu Gehorsam gegenüber der Polizei verpflichtet fühlt.

Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit, Effektivität der Polizei und Beurteilung der Informationsarbeit nach Alter

Die positive Bewertung der Polizei nimmt bis zum Alter von etwa 25 bis 34 ab und steigt dann wieder mit zunehmendem Alter an.

Anmerkung: Mittelwertindizes auf einer Skala von 1 "stimme gar nicht zu" bis 4 "stimme völlig zu". Die einzelnen Bestandteile der Indizes lassen sich im Ergebnisbericht von SKiD 2020 ab Seite 159 nachvollziehen. Die Gruppenunterschiede sind gemäß F-Test statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit kleiner als 5%.

SKiD 2020 Ergebnisbericht, Seite 167

Ausblick

Durch SKiD 2020 konnten bereits vielfältige Erkenntnisse zur Sicherheitslage in Deutschland gewonnen werden, die einen bedeutsamen Beitrag zu einer evidenzbasierten Grundlage rationaler Kriminalpolitik und wirksamer Kriminalprävention leisten. Das volle Potential dieser Bevölkerungsbefragung wird sich jedoch erst mit den kommenden Erhebungswellen entfalten, wenn sich durch die mehrfache und regelmäßige Wiederholung der Studie Veränderungen und langfristige Entwicklungen identifizieren lassen. Nur durch die periodische Erfassung des Anzeigeverhaltens der Bevölkerung wird es möglich sein Aussagen darüber zu treffen, ob Veränderungen in der Polizeilichen Kriminalstatistik auf Entwicklungen beim Kriminalitätsaufkommen zurückzuführen sind oder ob ein Wandel in der Anzeigebereitschaft der Grund für mehr oder weniger polizeilich erfasste Straftaten ist.

Mit jeder weiteren Wiederholung der Befragung wird besser zu bewerten sein, ob bestimmte auffällige Ergebnisse nur vorübergehende Entwicklungen reflektieren oder auf einen längerfristigen Trend verweisen. Eine entsprechende Datengrundlage hätte beispielsweise eine tiefgreifende Beurteilung von Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das Kriminalitätsaufkommen in Deutschland zugelassen. Die zukünftigen Zeitreihendaten von SKiD werden aber nicht nur konkretisierbarere Handlungsbedarfe im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung ermöglichen. Die detaillierte Erfassung der Meinung über die Polizei wird beispielsweise Rückschlüsse zulassen, inwiefern gesellschaftlich, medial und politisch aktuelle Debatten über polizeirelevante Themen die Grundeinstellung gegenüber der Polizei beeinflussen. Der Tod des US-Amerikaners George Floyd hat im Jahr 2020 auch in Deutschland eine rege Auseinandersetzung mit dem Thema Polizeigewalt und dem Ausmaß rassistischen Gedankenguts in der Polizei befördert. Ob ein solcher öffentlich geführter Diskurs das Verhältnis zwischen der Polizei und den Bürgerinnen und Bürgern nachhaltig belastet oder ob er sogar langfristig dazu führt, das Vertrauen in die Polizei zu stärken, wird durch die regelmäßige Wiederholung von SKiD leichter zu beantworten sein. Die Erkenntnisse aus den Befragungen werden auch einen entscheidenden Beitrag zur Beurteilung der Wirksamkeit von Gesetzesänderungen leisten können. Ob rechtliche Neuerungen, wie sie beispielsweise im Falle der Novellierung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) stattgefunden haben, tatsächlich zu einer Reduktion strafrechtlich relevanter Äußerungen im Internet führen, wird sich bei der Wiederholung von SKiD in den Befunden zu Opferwerdungen und Anzeigeverhalten widerspiegeln.

Da in den kommenden Erhebungswellen von SKiD die Möglichkeit besteht, thematische Schwerpunkte zu setzen, ist die nötige Flexibilität gewährleistet, auch auf neue gesellschaftliche Herausforderungen eingehen zu können. Mit SKiD 2020 wurde also der Grundstein für ein befragungsbasiertes Monitoring im Bereich der inneren Sicherheit geschaffen, das sowohl hinsichtlich langfristiger Entwicklungen als auch kurzfristiger Phänomene ein leistungsfähiges Instrument zur Erweiterung evidenzbasierter Wissensgrundlagen darstellt.