Bundeskriminalamt (BKA)

ViCLAS als unterstützende Falldatenbank

Neben den in der Operativen Fallanalyse angewandten Methoden wurde eine spezielle Falldatenbank im Bereich der besonders schwerwiegenden, sexuell assoziierten Gewaltkriminalität entwickelt, die diese Methodiken flankiert und auf derselben fallanalytischen Philosophie basiert.

In dieser Falldatenbank werden die erfassten Fälle kategorisiert und die vom Täter gezeigten Verhaltensweisen und sonstigen Fallinformationen umfangreich und detailliert recherchierbar gespeichert.

In Nordamerika wurde zunächst vom FBI Mitte der 1980er Jahre die Falldatei Violent Criminal Apprehension Program (ViCAP) entwickelt. Darauf aufbauend wurde Anfang der 1990er Jahre von der Royal Canadian Mounted Police (RCMP) das Datenbanksystem Violent Crime Linkage Analysis System (ViCLAS) aufgesetzt, welches derzeit weltweit in 13 Ländern (Österreich, Belgien, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Irland, Niederlande, Schweden, Schweiz, Großbritannien, Australien, Kanada, Neuseeland) eingesetzt wird.

ViCLAS dient vornehmlich dazu, Straftaten im Bereich der schweren sexuell assoziierten Gewaltkriminalität unter fallanalytischen Gesichtspunkten zu erfassen und sie effizient recherchierbar zu machen. Durch die Codierung der Fallmerkmale kann jeder erfasste Fall anhand seiner Merkmale in der Gesamtdatenmenge der gespeicherten Fälle recherchiert werden. In einem sich anschließenden Vergleich des Ausgangsfalles mit den bei der Recherche getroffenen Fällen werden die Merkmale und die Fallgestalt einer fallanalytischen Gesamtbewertung unterzogen. Gelangt die Fallanalytikerin / der Fallanalytiker hierbei zu der Überzeugung, dass mehrere Fälle einem Täter zuzuordnen sind (Tatserie), wird ein fallanalytisch begründeter Tatzusammenhangsverdacht als Ermittlungshinweis an die jeweils ermittelnden Polizeidienststellen mitgeteilt.

In der deutschen ViCLAS-Datenbank werden grundsätzlich nur Fälle der sexuell assoziierten Gewaltkriminalität (inkl. Tötungsdelikte mit sexueller Komponente) außerhalb von Paarbeziehungen erfasst.
Beziehungsdelikte werden nur dann erfasst, wenn von Seiten des Täters eine besondere Tatbegehungsweise gezeigt wurde. Darüber hinaus gilt generell, dass für in ViCLAS erfasste Täter eine Wiederholungsgefahr zu begründen ist.

Die deutsche ViCLAS-Datenbank, durch das Bundeskriminalamt bereitgestellt und administriert und in allen Bundesländern eingesetzt, ist seit dem 07.06.2000 im Wirkbetrieb. Bislang sind ca. 27.000 Fälle erfasst.