Bundeskriminalamt (BKA)

Spektakuläre Kriminalfälle

1969

Bei dem sogenannten "Soldatenmord in Lebach" werden bei dem Überfall auf ein Munitionsdepot der Bundeswehr bei Lebach/Saarland vier Soldaten getötet und Munition entwendet. Die Untersuchung der am Tatort sichergestellten Projektile und Hülsen ließ Rückschlüsse auf die verwendeten Waffentypen zu und ermöglichte im weiteren Verlauf der Ermittlungen die Identifizierung der Täter.

1977

Zeichen der RAF, roter Stern mit einer Maschinenpistole und Aufschrift RAF RAF-Stern

Generalbundesanwalt Buback, dessen Chauffeur sowie der Chef der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft werden auf der Fahrt zum Bundesgerichtshof Opfer eines Mordanschlages durch die Rote Armee Fraktion (RAF). Als das Dienstfahrzeug an einer roten Ampel hält, feuern zwei Terroristen von einem Motorrad aus mit Automatikwaffen auf den Wagen. Einer der Täter, Günter Sonnenberg, konnte aufgrund seiner Unterschrift auf dem Mietvertrag des unter falschem Namen angemieteten Motorrades ermittelt werden.

1977

Der Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer, für die Terroristinnen und Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) eine der Symbolfiguren des verhassten Kapitalismus, wird entführt. Briefe an seine Familie und Schreiben, die Schleyer in der Entführungslage verfasste, gelangten zur Untersuchung auf versteckte Informationen und Echtheit des Absenders zu den Handschriften-Experten des Kriminaltechnischen Instituts.
Schleyer wurde nach 43 Tagen Geiselhaft am 19. Oktober 1977 durch die RAF getötet.

1983

Schwer leserliche, handschriftlich geschriebene Zeilen Hitlertagebücher

Im April 1983 behauptet das Magazin Stern, im Besitz von Adolf Hitlers geheimen Tagebüchern zu sein. Entdeckt wurden die angeblichen Tagebücher von einem Stern-Reporter, der sie für 9,3 Millionen D-Mark angekauft hatte. Nach Aussage des Verkäufers waren die Tagebücher - 60 Bände - angeblich in einem kurz vor Kriegsende in Sachsen abgestürzten Flugzeug gefunden worden. Die Fälschung der Tagebücher wurde durch Materialuntersuchungen festgestellt. Diese ergaben unter anderem, dass das Papier bestimmte Aufhellertypen enthielt, die erst ab 1955 im Handel erhältlich waren.

1984-85

Eine mysteriöse Mordserie ereignet sich in der schwäbischen Provinz. Der Täter lauert seinen Opfern in der Nähe von einsamen Waldparkplätzen auf und tötet sie durch Kopfschüsse. Nach den Morden benutzt er die Autos seiner Opfer zu Banküberfällen. Mit einem Vorschlaghammer zertrümmert er die Scheiben der Bankschalter und erpresst Bargeld. Kurz bevor die Serie aufgeklärt wird, nimmt der Täter, ein Polizist, seiner Familie und dann sich selbst das Leben. Kriminaltechnische Untersuchungen der Dienstwaffe dieses Polizisten und ballistische Untersuchungen stützten die Aussage, dass mit jener Pistole die Parkplatzopfer getötet wurden und jener mit ihr die eigene Familie und sich selbst erschoss. Unter dem Titel "Hammermörder" ging der Fall durch die Presse.

1989

Durch eine Sprengung demoliertes und ausgebranntes Fahrzeug des Alfred Herrhausen Fahrzeug des Alfred Herrhausen

Am 30. November 1989 fällt der Vorstandssprecher der Deutschen Bank AG Alfred Herrhausen einem Attentat der Roten Armee Fraktion (RAF) zum Opfer. Sein Auto wird in der Nähe seiner Wohnung in die Luft gesprengt. Durch die kriminaltechnische Untersuchung konnte der Sprengstoff bestimmt und Aufbau und Funktionsweise der Sprengvorrichtung rekonstruiert werden. Ein Täter wurde jedoch nie ermittelt.

1988-1993

Zwischen 1988 und 1993 verübt der Kaufhauserpresser "Dagobert" insgesamt sechs Anschläge auf das Berliner Kaufhaus des Westens und auf Karstadt-Filialen in Norddeutschland. Bei einer Erpressung kassiert er 500.000 D-Mark. Danach folgt eine Serie von teils spektakulären, aber gescheiterten Geldübergaben. Als er im April 1994 in einer Telefonzelle Anweisungen für eine neue Übergabe geben will, wird er gestellt. Die Untersuchung der verschiedenen vom Täter bereitgestellten Geldübergabevorrichtungen sowie die Auswertung von Aufzeichnungen der Stimme bei seinen Anrufen halfen, den Täter zu überführen.

1991/2001

Am 1. April 1991 wird der Vorstandsvorsitzende der Treuhandanstalt Karsten Rohwedder durch Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) erschossen. Unter den am Tatort gesicherten Asservaten befanden sich auch einige wenige Haare, die erst viele Jahre später dank einer neu entwickelten DNA-Untersuchungsmethode auf den RAF-Terroristen Wolfgang Grams hinwiesen.

2002

Zerstörter Tanklastwagen vor der Synagoge in Djerba Synagoge Djerba

Bei der Explosion eines mit Flüssiggas beladenen Tanklastwagens vor einer Synagoge in Djerba, Tunesien, kommen am 11. April 2002 19 Menschen ums Leben, 25 Personen werden schwer verletzt. Erst durch Mitglieder der Kriminaltechnik und der Tatortgruppe des BKA vor Ort konnte bestätigt werden, dass es sich um einen Anschlag handelte.

2002

Niedergelegte Blumen vor dem Eingang des Gutenberg Gymnasiums Erfurt Gutenberg Gymnasium

Am Vormittag des 26.04.2002 schreiben am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt die Abiturientinnen und Abiturienten ihre Prüfungen. Innerhalb von 15 Minuten geschieht dann das Unfassbare: Ein 19-jähriger ehemaliger Schüler erschießt innerhalb von 15 Minuten zwölf Lehrerinnen und Lehrer, eine Schülerin und einen Schüler, die Schulsekretärin und einen Polizeibeamten. Anschließend tötet er sich selbst mit einem Kopfschuss. Dem Kriminaltechnischen Institut gelang eine bemerkenswerte Rekonstruktion des Tathergangs.

2004

Ein Tsunami, der am 26. Dezember 2004 in Folge eines Erdbebens im Indischen Ozean u.a. auf die Küste Thailands trifft, kostet über 200.000 Menschen das Leben. Unter ihnen sind auch zahlreiche deutsche Urlauber. Zusammen mit Identifizierungsteams anderer Staaten konnten in Sri Lanka und Thailand bisher etwa 2.900 Personen identifiziert werden, darunter 539 in Deutschland vermisst gemeldete Personen. Der Einsatz mit mehr als 630 Spezialistinnen und Spezialisten des Bundeskriminalamtes und der Länderpolizeien sowie Rechts- und Zahnmedizinerinnen und -medizinern dauerte 14 Monate.

2012

BAO Tasche“: Am 10.12.2012 wird eine herrenlose Tasche am Bonner Hauptbahnhof von Passanten bemerkt. Diese öffnen die Tasche und entdecken dabei eine unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung (USBV). Die Tasche wurde daraufhin durch den Entschärfungsdienst der Bundespolizeiinspektion entschärft. Die aufwendigen kriminaltechnischen Untersuchungen führten allerdings zu keiner tatverdächtigen Person.
EG Kiefer“: Drei Monate später erfolgte die Festnahme von vier Personen, die im Verdacht standen, einen Mordanschlag auf den Vorsitzenden der Partei Pro NRW geplant zu haben. Mittels DNA-Untersuchung konnte einem der Beschuldigten nachgewiesen werden, dass er am Bau der USBV am Bonner Hauptbahnhof beteiligt war.
Nach Abschluss der weiteren Ermittlungen wurde der Beschuldigte wegen des Angriffs auf den Bonner Bahnhof im Dezember 2012 und des drei Monate später versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt und eine besondere Schwere der Schuld festgestellt.

2012

Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)

Zur Aufklärung der Mordserie des ‚Nationalsozialistischen Untergrunds’ beteiligt sich die KT des BKA an der sog. BAO Trio, einer Besondere Aufbauorganisation, die sich mit der Aufarbeitung und Ermittlung der Serie befasst. Mit dem Selbstmord zweier der Täter kurz vor der bevorstehenden Festnahme in Folge eines Bankraubs kommen die Ermittlungen eines enormen Tatkomplexes ins Rollen. Mehr als 5500 Asservate werden sichergestellt und im BKA fachgerecht eingelagert und untersucht.

2015

Am 24.03.2015 stürzt ein Flugzeug der Airline Germanwings auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in einem schwer zugänglichen Gebiet in den französischen Alpen ab. Wie später bekannt wurde, führte der Co-Pilot den Absturz in suizidaler Absicht herbei. Es gab keine Überlebenden. Gemeinsam mit der französischen Identifizierungskommission konnten alle 150 Passagiere zweifelsfrei identifiziert werden.

2016

Demoliertes Tatfahrzeug (LKW) auf dem Berliner Breitscheidplatz Tatfahrzeug Breitscheidplatz

Am 19.12.2016 gegen 20 Uhr steuert ein Attentäter einen Lkw absichtlich in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin. 12 Menschen werden getötet, darunter auch ausländische Staatsangehörige. Am 23.12.2016 konnten die Identifizierungsmaßnahmen abgeschlossen werden, sodass alle Angehörigen der Opfer noch vor Weihnachten Gewissheit erlangen konnten.

2017

Am 11.04.2017, gegen 19:16 Uhr, explodieren in Dortmund drei unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV) in unmittelbarer Nähe des Mannschaftsbusses des Fußballvereins Borussia Dortmund, als dieser aus Richtung des Spielerhotels zum bevorstehenden Champions- League-Spiel gegen den AS Monaco unterwegs ist.
Der Mannschaftsbus wird dabei stark beschädigt, ein BVB-Spieler schwer an der Hand verletzt.
Bereits kurz nach dem Anschlag beteiligte sich das Kriminaltechnische Institut an der umfangreichen Tatortarbeit. Die dabei sichergestellten Beweismittel wurden aufwendig untersucht. In der Hauptverhandlung fanden die kriminaltechnische Rekonstruktion sowie die Wirkungsbeurteilung der Sprengvorrichtungen eine besondere Würdigung bei der Urteilsfindung.
Der Beschuldigte wurde im November 2018 wegen versuchten Mordes in 28 Fällen, gefährlicher Körperverletzung und Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion zu 14 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Anschlag auf den BVB-Bus verübt wurde, um damit an Geld zu gelangen. Der Beschuldigte hatte zuvor auf einen Kurssturz der BVB-Aktie gewettet und wollte damit einen sechsstelligen Betrag erwirtschaften.