Bundeskriminalamt (BKA)

Kfz-Diebstähle wieder auf Vor-Pandemie-Niveau

BKA veröffentlicht Bundeslagebild „Kfz-Kriminalität“ 2021

  • Datum:31. Mai 2022
  • Ausgabejahr:2022

Die deutsche Polizei hat im Jahr 2021 bundesweit deutlich mehr Fälle von Autodiebstählen registriert als im Jahr zuvor. Das geht aus dem heute veröffentlichten Bundeslagebild „Kfz-Kriminalität“ des Bundeskriminalamtes (BKA) hervor. Mit 16.486 dauerhaft entwendeten Pkw ist ein Anstieg von 17,5 Prozent gegenüber 2020 zu verzeichnen. Dies entspricht einem ähnlich hohen Niveau wie vor der COVID-19-Pandemie.

In welchem Ausmaß die Pandemie die Zahl der Fahrzeugdiebstähle im vergangenen Jahr tatsächlich beeinflusst hat, lässt sich von Seiten der Polizei nicht abschließend beurteilen. Allerdings lässt sich feststellen, dass im Jahr 2021 die Grenzschließungen und -kontrollen, die in 2020 europaweit beschlossen worden waren, schrittweise abgebaut wurden. Die dadurch wiederkehrende erhöhte Mobilität konnten auch Kriminelle für sich nutzen – beispielsweise für Diebstähle.

Einen Rückgang der erfassten Fallzahlen beobachtet die Polizei bei gestohlenen Lkw und Mietfahrzeugen. Die Anzahl der dauerhaft abhandengekommenen Lkw sank im Vergleich zum Jahr 2020 um 7,7 Prozent auf 588 Fälle (2020: 637), die Zahl der auf Dauer abhandengekommenen Mietfahrzeuge um 33,8 Prozent auf 141 registrierte Taten (2020: 213). Insgesamt konnten 85,7 Prozent aller entwendeten Mietfahrzeuge sichergestellt werden.

Im Hinblick auf die Ziel- und Transitregionen kommt Osteuropa nach wie vor eine wichtige Rolle für die Verschiebung von in Deutschland gestohlenen Fahrzeugen oder Fahrzeugteilen zu. Diese werden zumeist über den Landweg nach Zentralasien oder über den Seeweg in den Nahen Osten transportiert und dort weiterverkauft. Die regionale Orientierung spiegelt sich auch in der regionalen Verteilung der Straftaten nach Bundesländern wider: So weisen die ostdeutschen Bundesländer aufgrund der Nähe zu den osteuropäischen Absatzmärkten höhere Belastungszahlen auf, die deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegen.

Die Tätergruppierungen konzentrieren sich weiterhin vor allem auf Fahrzeuge mit konventionellen Verbrennungsmotoren. Trotz der Zunahme alternativer Antriebsarten wie Hybrid- und Elektrofahrzeuge ist bei diesen auch weiterhin nur ein geringes Diebstahlaufkommen festzustellen.

Im Fokus der Täter steht neben dem Diebstahl von kompletten Fahrzeugen auch das Entwenden hochwertiger Einzelteile, wie beispielsweise Navigationssysteme. Ein spezieller Fokus der Tätergruppierungen richtet sich weiterhin auf den lukrativen Handel mit gestohlenen Teilen aus landwirtschaftlichen Maschinen.

Von Bedeutung in Deutschland und Europa bleibt die Instandsetzung und das Inverkehrbringen von sogenannten „Salvage Cars“ mit entwendeten Fahrzeugteilen. Hierbei handelt es sich um folgendes Phänomen: In den USA werden Fahrzeuge mit erheblichen Schäden mit einem sogenannten „Salvage Title“ in den Fahrzeugpapieren gekennzeichnet. Der Wiederaufbau dieser Unfallfahrzeuge ist teuer und bedarf einer bestandenen Sicherheitsüberprüfung. Daher werden diese Autos vorwiegend in Osteuropa in Spezialwerkstätten mit unter anderem in Deutschland gestohlenen Einzelteilen für den Wiederaufbau der sog.Salvage Cars“ hergerichtet. Die meist nicht standardgemäß instandgesetzten Fahrzeuge werden anschließend auf dem europäischen Markt gewinnbringend weiterveräußert.

Die erfolgreiche Bekämpfung von zumeist international agierenden Tätergruppierungen setzt ein gemeinsames, eng abgestimmtes Vorgehen der internationalen Strafverfolgungsbehörden voraus. Das Bundeskriminalamt koordiniert diese Zusammenarbeit und strebt deren stetige Verbesserung an.

Dazu Stefan Michel, Leiter der Abteilung „Schwere und Organisierte Kriminalität“ im Bundeskriminalamt: „Der Blick auf den Anstieg der Fallzahlen auf ein ähnlich hohes Niveau wie vor der COVID19-Pandemie zeigt: Die Bekämpfung der Kfz-Kriminalität ist auch weiterhin von großer Bedeutung. Die internationale Zusammenarbeit ist dabei ein wesentlicher Faktor, da die Tätergruppierungen zumeist über Staatsgrenzen hinweg agieren. Unser Ziel ist es, weiterhin erfolgreich gegen diese Form der Organsierten Kriminalität vorzugehen.