Bundeskriminalamt (BKA)

Internationale Durchsuchungen und Festnahmen gegen die mutmaßlichen Betreiber und Nutzer von Underground Economy Foren und Beschlagnahme von fünf Plattformen

  • Datum:29. Februar 2016
  • Ausgabejahr:2016

Einsatzorte BKA Einsatzorte BKA

In einem Ermittlungskomplex der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main - Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) - und des Bundeskriminalamtes (BKA) gegen die mutmaßlichen Betreiber und Nutzer verschiedener deutschsprachiger Underground Economy (UE) -Foren haben Polizeibeamte des Bundeskriminalamtes, von zwölf Bundesländern und ausländischer Partnerdienststellen in Bosnien-Herzegowina, der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden, Litauen und Russland am 23.02. und 24.02.2016 insgesamt 69 Wohnungen und Firmenräume im In- und Ausland durchsucht und neun dringend Tatverdächtige festgenommen.

Die Ermittlungen richten sich gegen die mutmaßlichen Betreiber und Nutzer verschiedener deutschsprachiger UE-Foren, über die illegale Güter wie Waffen, Betäubungsmittel (z.B. Heroin, Kokain, Cannabis, Amphetamine, Ecstasy), Falschgeld, gefälschte amtliche Ausweise (z.B. deutsche, niederländische und italienische Personaldokumente) und ausgespähte Daten (z.B. Kreditkarten- und  Online-Banking-Daten und „gehackte“ Zugänge zu verschiedenen Internetdiensten) gehandelt wurden. Darüber hinaus umfasste die Angebotspalette auch kriminelle Dienstleistungen, beispielsweise die Infektion von Computern mit Schadsoftware oder DDoS-Attacken, Anleitungen zur Begehung von Straftaten („Tutorials“) und illegale Streaming-Dienste.

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Mutmaßlicher Hauptbetreiber von insgesamt drei UE-Foren ist ein 27-jähriger bosnischer Staatsangehöriger, der seit Oktober 2012 als Head-Administrator die Schlüsselrolle bei der technischen Verwaltung der Infrastruktur der UE-Foren (Server, Domainverwaltung, Anonymisierung) sowie der Aufrechterhaltung des Forenbetriebs eingenommen haben soll. Zudem soll der Beschuldigte mehrere hundert illegale Geschäfte auf den von ihm betriebenen UE-Foren als sogenannter „Treuhänder“ abgesichert haben, indem er die Bezahlung an den jeweiligen Verkäufer überwies, nachdem der Käufer den Erhalt der Ware bestätigt hatte. Der Beschuldigte wurde am 24.02.2016 in Bosnien-Herzegowina durch das High Tech Crime Department Republika Srbska und Directorate of Federation Police Federal Crime Investigation Service Organized Crime Department in Anwesenheit von Beamten des BKA festgenommen und befindet sich derzeit in Untersuchungshaft.

Anlässlich der Durchsuchungen wurden zwei weitere mutmaßliche Administratoren von UE-Foren, ein 21-jähriger deutscher Staatsangehöriger aus dem Münsterland und ein 29-jähriger deutscher Staatsangehöriger aus Niedersachsen, festgenommen. Der 21-jährige Beschuldigte soll - neben seiner Tätigkeit als technischer Administrator auf zwei UE-Foren - seit 2012 auch eine illegale Streaming-Plattform betrieben haben, über die er u.a. Zugänge zu kostenpflichtigen Sportsendungen- und Filmen angeboten haben soll. Gegen die beiden Beschuldigten wurde ebenfalls Haftbefehl erlassen; sie befinden sich in Untersuchungshaft.

In Niedersachsen wurde am 23.02.2016 ein 22-jähriger deutscher Staatsangehöriger festgenommen, der dringend verdächtig ist, in der Zeit von März 2014 bis Dezember 2015 in den UE-Foren mit Betäubungsmitteln unerlaubt Handel getrieben zu haben. Der Beschuldigte soll Kokain, Cannabis, Amphetamine und Ecstasy-Tabletten an verschiedene Abnehmer verkauft haben. In diese Betäubungsmittelgeschäfte soll seit Oktober 2015 auch ein 19-jähriger syrischer Staatsangehöriger aus Niedersachsen eingebunden gewesen sein, der dringend verdächtig ist, Amphetamin selbst hergestellt zu haben. Anlässlich der Durchsuchung der Wohnung des syrischen Tatverdächtigen sowie seines 28-jährigen Bruders konnten u.a. 36 kg Amphetamin, 1,5 kg Kokain, 2 kg Haschisch und 2,3 kg Ecstasy sichergestellt werden. Die Betäubungsmittel besitzen einen Straßenverkaufswert von ca. einer Viertelmillion Euro. Die beiden syrischen Tatverdächtigen wurden festgenommen und befinden sich, ebenso wie ihr mutmaßlicher deutscher Komplize, in Untersuchungshaft.

Im Zuge der Maßnahmen wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, insbesondere zahlreiche PCs und Speichermedien, eine Schusswaffe sowie Betäubungsmittel. Außerdem beschlagnahmten die Ermittler Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von ca. 150.000,00 Euro sowie zwei Bitcoin-Tresore.

Weiterhin ist es dem BKA gelungen, mehrere Server in Frankreich, den Niederlanden, Litauen und Russland, auf denen kriminelle Online-Marktplätze betrieben wurden, zu beschlagnahmen. Auf diesen wurde das nachfolgende Sicherstellungs-Banner hochgeladen:

Sicherstellungsbanner Sicherstellungsbanner Quelle: BKA

Die konzertierten Ermittlungsmaßnahmen im In- und Ausland sind ein bedeutender Schlag gegen die deutschsprachige Underground-Economy-Szene und ein erneuter Beweis dafür, dass es im Internet keine vollständige Anonymität gibt, auch nicht im sog. Darknet. Sie unterstreichen zudem die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Internetkriminalität. Bei der internationalen Koordinierung hat die europäische Justizbehörde Eurojust die Ermittlungen maßgeblich unterstützt.

Die im Zuge der Ermittlungen gewonnenen Erkenntnisse belegen weiterhin, wie wichtig der - auf Initiative Hessens - neu geschaffene Straftatbestand der Datenhehlerei (§ 202d StGB) ist, da der Handel mit rechtswidrig erlangten Daten auf kriminellen Online-Marktplätzen weit verbreitet ist und hier bislang eine Strafbarkeitslücke bestanden hat.

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt bedanken sich bei den befassten Polizeidienststellen der Länder und den internationalen Partnern für die hervorragende Zusammenarbeit.

Einladung für Pressevertreter:

Am 29. Februar besteht in der Zeit von 11:30 bis 12:30 Uhr die Möglichkeit für Film- und Fotoaufnahmen im

Bundeskriminalamt
George-Marshall-Straße 20
65197 Wiesbaden.

Der Leiter des Fachbereichs Cybercrime im Bundeskriminalamt, Leitender Kriminaldirektor Meywirth und der Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, Oberstaatsanwalt May, stehen in diesem Rahmen für O-Töne zur Verfügung.

Bitte kommen Sie rechtzeitig.

Presseauskünfte:

Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main

Der Generalstaatsanwalt

- Pressesprecher Alexander Badle -

Tel. 069/ 1367 - 8958